Wertschätzung kommt vor Wertschöpfung

Ehtische Wertschöpfung - ein Widerspruch in sich? - so lautete der provokant gute Einladungstitel zu einer Podiumsdiskussion.
Die Zahl der Gäste war überschaubar, die Diskussion vielleicht gerade deswegen umso besser.

Interessant war, dass durchaus in den Raum gestellt wurde, dass man sich Ethik eventuell nur dann leisten kann, wenn man etwas zum Teilen, zum Abgeben hat? Dem wurde aber auch ebenso vehement widersprochen.
Aufgefallen ist mir die allerorts einsetzende Verantwortungsverschiebung:

Man kann nicht ethisch handeln (beispielsweise nur ethisch handelnde Konzeren und Unternehmen unterstützen - wobei sich gleich die nächste Frage stellt: Wer sagt, welches Unternehmen ethisch ist und welches nicht????), weil einem dafür die Lohn- und Steuerpolitik keine Luft lässt.

Man kann nicht ethisch handeln, weil man auf unethische Zulieferer angewiesen ist, man kann nicht ethisch handeln weil in China.......

Stimmt! Ethisch zu handeln ist nicht immer einfach und hängt tatsächlich manchmal mit dem Geld zusammen, welches einem zur Verfügung steht.

Wenn ich selbst am Hungertuch nage, dann kann ich mir wiederum meist nur die Produkte leisten, die unter unwürdigen Bedingungen zu Dumpingpreisen in Dritt- oder Schwellenländern hergestellt werden. Somit unterstütze ich dann direkt/ indirekt auch das unethische Verhalten.

Die Ölkatastrophe wurde zitiert. Und? Wer von uns hat daraufhin sein Auto verkauft? Nein, ich auch nicht. "Nicht mehr bei BP tanken" - so lautete ein Vorschlag. Und? Wohin verkauft BP noch? Bus fahren! Ach? Fahren die nicht mit Benzin?

Das Thema: "Was ist Wertschöpfungß" - wurde im Grunde gar nicht beleuchtet. Eine Aussage aber lautete: "Früher hat man halt von Anstand, Erziehung und Respekt gesprochen - heute nennt man es Ethik und keiner weiß, was eigentlich damit gemeint ist!"

Ob Ethik in einer globalisierten Welt überhaupt möglich sei - auch diese Frage wurde gestellt und kurz konnte man wirklich hören, dass Ethik mit einer christlichen Grundeinstellung leichter sei als mit einer anderen religiösen Einstellung.

Oh Schande! Wer von Respekt und Ethik spricht und dann Animal-Farm-like sagt: "Alle Schweine sind gleich, doch manche sind gleicher!" - der hat Toleranz nicht wirklich verstanden, oder doch?

Viele Fragen blieben offen, aber zum Denken und zu guten Gesprächen hat die Podiumsdikussion auf alle Fälle angeregt und war somit wertvoll! Vielen Dank. Für mich ein Beispiel ethischer Wertschöpfung, die nichts mit direktem monetären Gewinn zu tun haben muss.

Am Ende nahm ich für mich den herauskristallisierten Gedanken mit:

Vor der Wertschöpfung kommt die Wertschätzung!

Zunächst muss ich einmal davon ausgehen, dass ein anderer Mensch wertvoll sein könnte und diesen auch so behandeln, bevor ich anfangen kann, Werte zu schöpfen - zumindest, wenn dies auf ethischem Wege vonstatten gehen soll.

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